24. Mai 2024

Digitalpakt – „ein Ende, welches man erwarten konnte“

Am vergangenen Donnerstag lief der Digitalpakt aus – ein Großinvestitionsprogramm des
Bundes, um das in der Digitalisierung hinterherhinkende Schulsystem auf Vordermann zu
bringen. Ein Großinvestitionsprogramm, welches bereits in den ersten Jahren in die Kritik
geriet, wegen des hohen Verwaltungsaufwands für Schulen und Kommunen. Ein
Großinvestitionsprogramm, welches fünf Jahre lief und in denen es die Verantwortlichen
nicht hinbekommen haben, ein offensichtlich notwendiges Nachfolgeprogramm zu
entwickeln. Das finden wir enttäuschend. Von vielen Verantwortlichen im Bildungssystem
wurde bereits früh angemahnt, dass dieser Punkt kommen wird. Die Folge davon ist nun
Unsicherheit darüber, ob und in welcher Form notwendige Investitionen weiterlaufen oder
kommen können.
Die Verantwortlichen sollten sich also nun schnellstmöglich auf ein Nachfolgeprogramm
einigen. Dabei sind allerdings Änderungen im Vergleich zum Vorgänger notwendig, um die
bisherigen Fehler zu vermeiden. Konkret sollten die Gelder stärker in Infrastruktur investiert
werden können. Sowohl die Entwicklung neuer als auch der Ankauf bestehender Software
sollte dabei möglich sein, wobei besonders hier viele Möglichkeiten für länderübergreifende
Vorhaben vorangetrieben werden sollten, um die Kosteneffizienz zu steigern. Besonders im
Kontext von Künstlicher Intelligenz besteht hier aus unserer Sicht viel Potenzial. Gleichzeitig
wäre es aus unserer Sicht sinnvoll, wenn endlich unter den Ländern einheitliche
Digitalisierungsstandards festgelegt werden, um die 16 verschiedenen Kurse einzufangen und
die Zusammenarbeit in der Entwicklung oder Anschaffung zwischen den Ländern zu
vereinfachen.
Die Mittelverteilung sollte dabei unter Berücksichtigung der finanziellen Lage der jeweiligen
Kommunen geschehen, um bisher bestehende Defizite auszugleichen und mehr
Bildungsgerechtigkeit zu schaffen. Klar ist für uns, dass es keine einheitliche Lösung für alle
Schulen gibt. Die Erfahrung vom vergangenen Digitalpakt zeigt aber auch, dass es für viele

Schulen als auch Kommunen ein hoher Verwaltungsakt ist, ein entsprechendes Konzept zu
erarbeiten, welches dann individuell geprüft und umgesetzt werden muss.
Deshalb denken wir, dass verschiedene modulare Paketlösungen, welche von den Ländern
erarbeitet werden, Entlastung schaffen können und gleichzeitig die notwendige Flexibilität
besitzen, um den verschiedenen Ansprüchen der Schulen gerecht zu werden. Dabei könnte
gleich eine entsprechende Datenschutzkonformität festgestellt werden, was vor allem für die
Schulen zusätzliche Rechtssicherheit schafft. Bei der Auswahl und Anschaffung der
verschiedenen Produkte bzw. technischen Lösungen sollten auch die Schüler:innen der
jeweiligen Schule miteinbezogen werden, um dem partizipativen Gedanken von Schule
Rechnung zu tragen und Fehlkäufe zu vermeiden.
Auch tun sich die verschiedenen Länder immer noch schwer damit, ihre Lehrkräfte
angemessen auf die Themen „Nutzung digitaler Mittel im Unterricht“ und „zeitgemäße
digitale Bildung für Schüler:innen“ fortzubilden bzw. vorzubereiten im Lehramtsstudium. Für
die Entwicklung solcher Fortbildungen und den Aufbau entsprechender Strukturen sollten
auch Mittel verwendet werden, da bis jetzt die Lehrkräfte größtenteils alleingelassen werden
mit diesen Themen. Auch deswegen werden bis heute nicht die vollen Potenziale der bereits
angeschaffenen Geräte ausgenutzt.
Insgesamt sollte den immer schnelleren Entwicklungen der digitalen Welt Rechnung
getragen werden. Zum Zeitpunkt der Einführung des Digitalpakts sprach beispielsweise noch
kaum jemand von Künstlicher Intelligenz im schulischen Raum und TikTok war keine
Plattform, über die politische Extremisten versuchen, Menschen zu beeinflussen, sondern
eine App für Tanzvideos. Besonders bei der Medienbildung für die Schüler:innen sollte dies
berücksichtigt werden, wobei einerseits über die Potenziale von Medien als Lernwerkzeug,
als auch über die Gefahren im digitalen Raum aufgeklärt werden sollte.
Abschließend stellen wir fest, dass alle Beteiligten mit einer größeren
Kompromissbereitschaft an die Sache herangehen müssen und zeitnah den Digitalpakt 2.0 in
die Wege leiten. Diese notwendige Investition in die Jüngsten und Schwächsten der
Gesellschaft darf nicht durch eine übertriebene Sparpolitik behindert werden. Denn wer am
Fundament spart, muss mit langfristigen Folgen rechnen.

Digitalpakt – „ein Ende, welches man erwarten konnte“

Als PDF herunterladen

Weitere Pressemitteilungen

  • 24.05.2024

    Digitalpakt – „ein Ende, welches man erwarten konnte“

    Mehr erfahren

  • 03.01.2024

    Neujahresforderung der Landesschüler*innen-vertretung

    Mehr erfahren