Veröffentlicht am 30.08.21 um 11:50 Uhr

Monatelang mussten viele Schülerinnen und Schüler zuhause lernen. Damit soll im neuen Schuljahr Schluss sein. Doch wie gut sind die Schulen vorbereitet, wo hakt es noch? Vier Fragen an Hessens Landesschulsprecher Mika Schatz.
Im neuen Schuljahr, das am Montag gestartet ist, soll es trotz der Corona-Pandemie an den Schulen wieder deutlich normaler zugehen. Auch bei steigenden Infektionszahlen sollen Schülerinnen und Schüler vor Ort lernen, Wechselunterricht oder gar komplette Schulschließungen sind laut Kultusminister Alexander Lorz (CDU) nicht mehr vorgesehen.
Doch wie gut sind die Schulen auf Präsenzunterricht für alle eingestellt? Wo gibt es Verbesserungsmöglichkeiten? Vier Fragen zum Schulstart an den 17 Jahre alten Landesschulsprecher Mika Schatz aus dem Lahn-Dill-Kreis.
hessenschau.de: Kein Distanzunterricht mehr, Maskenpflicht nur noch in den ersten zwei Wochen und außerdem ein Corona-Testheft, das man auch in der Freizeit als Nachweis nutzen kann: Hat das Kultusministerium mit alledem ins Schwarze getroffen, bei Ihnen und den anderen Schülerinnen und Schülern?
Mika Schatz: Ich würde grundsätzlich sagen, dass zum Beispiel das Testheft eine gute Ergänzung ist, die für Kinder und Jugendliche neben der Schule funktioniert. Aber vor allem sind die Maßnahmen in der Schule – sprich Maskenpflicht, Testpflicht etc. – wichtig, um den Präsenzunterricht weiter aufrechtzuerhalten.
hessenschau.de: Was hätten Sie sich an weiteren Maßnahmen gewünscht? Wo sehen Sie noch Defizite?
Schatz: Wir sehen Verbesserungsmöglichkeiten, zum Beispiel beim Austeilen von Masken in der Schule. Damit garantiert ist, dass man auch in der Schule die Maske wechseln kann – unabhängig davon, ob man zuhause einen großen Vorrat davon hat oder nicht.
Und dass regelmäßig zum Beispiel die Schultoiletten gereinigt werden, weil diese auch schon vor der Pandemie nicht mit so hohen Standards gehandhabt wurden. In der Pandemie hat man das eine oder andere Mal schon in der Klasse mitbekommen, dass sich manche sträuben, aufs Klo zu gehen. Weil sie nicht so sicher sind, wie hygienisch das Ganze ist. Das sind jetzt ein paar Kleinigkeiten. Aber es sind Kleinigkeiten, die zumindest ein besseres Gefühl geben würden, wenn man wieder in die Schule geht.
hessenschau.de: Haben Sie denn insgesamt den Eindruck, dass die hessischen Schulen einigermaßen gut vorbereitet in dieses neue Schuljahr starten? Dass sie für die Herausforderungen der Pandemie besser gerüstet sind als vor einem Jahr?
Schatz: Wir haben aus dem letzten Jahr gelernt. Konsequentes Testen ist ja etwas, was im Vergleich zum letzten Jahr jetzt deutlich weiträumiger läuft beziehungsweise vor einem Jahr gar nicht lief. Das ist dahingehend schon mal ein großer Schritt. Aber was ein wenig zu kurz kommt, sind zum Beispiel Luftfilteranlagen, die ergänzend zum Lüften in Klassenräumen eingesetzt werden können.
hessenschau.de: Bei vielen Schülerinnen und Schülern sind im vergangenen Schuljahr Wissenslücken entstanden. Können diese Kinder und Jugendlichen jetzt im neuen Schuljahr darauf bauen, besonders gefördert zu werden? Wie ist das zum Beispiel an Ihrer Schule?
Schatz: An meiner Schule gibt es keinen Plan, wie man Schülerinnen und Schüler direkt individuell fördern kann. Aber das ist das, was es hessenweit bräuchte. Es gab eine Studie zu den Defiziten, die zeigt, dass das Lernen im Distanzunterricht so effektiv war wie die Sommerferien. Und das ist ein massives Problem.
Wir hatten jetzt in den Sommerferien auch Programme vom Land, die als Kompensation gedacht waren. Wie effektiv die sind, muss noch evaluiert werden. Aber was es jetzt braucht, ist, dass an jeder Schule im Unterricht auf die einzelnen Menschen eingegangen wird und geschaut wird: Wie ist der Lernstand? Wo liegen die individuellen Probleme, wo ist jemand hängengeblieben? Die Aufgaben wird man klären müssen, während man natürlich irgendwie die Balance finden muss, auch den neuen Stoff miteinzubauen im Unterricht.
Die Fragen stellte Oliver Glaap.