Die Hessenschau berichtete am 01. Februar 2018 von Hilferufen überlasteter Lehrkräfte. Konkret wurden hier Lehrerinnen und Lehrer aus Offenbacher Schulen genannt, die eine Überlastungsanzeige an das Kultusministerium gerichtet haben.
Sie klagen vor allem darüber, dass von ihnen vermehrt nicht nur erwartet werde, ihren Lehrauftrag im normalen Unterricht zu erfüllen, sondern, dass sie neben diesem zusätzlich für Aufgaben wie Drogenberatung, Sozialarbeit oder aber Psychologentätigkeiten in der Schule herhalten müssten – dies alles ohne fachliche Ausbildung in den genannten Bereichen.
Die Landesschülervertretung kann diese Zustände nicht billigen. „Wir brauchen Fachkräfte, die sich um die Bedürfnisse von Schülerinnen und Schülern kümmern, keine gestressten Lehrerinnen und Lehrer, die sich mit dieser Arbeit nur selbst überfordern, was sich am Ende auch in der Qualität des Unterrichts und dem Schulklima widerspiegelt!“, kritisiert Landesschulsprecher, Fabian Pflume.
Die Forderung der Opposition, das Arbeitspensum der hessischen Lehrkräfte näher zu untersuchen und so der Anzeige der Offenbacher Lehrerinnen und Lehrern nachzugehen, überging Kultusminister Lorz völlig und schenkte ihr keinerlei Beachtung. Obwohl aus einer am 29. Januar 2018 veröffentlichten Studie der Lehrergewerkschaft GEW‘ deutlich hervorgeht, dass Lehrkräfte in Deutschland im Durchschnitt länger als vergleichbare Beschäftigte im öffentlichen Dienst arbeiten und vermehrt Arbeiten nachgehen müssen für die sie gar nicht ausgebildet wurden, sieht er als oberstes Ziel der Landesregierung weiterhin die Gewinnung neuer Lehrkräfte. Dabei wies er auf die enorme Schaffung von neuen Lehrerstellen in den vergangenen Jahren hin, denen die Landesschülervertretung argwöhnisch gegenübersteht. „Wie die aktuelle Situation zeigt, gibt es zwar ausreichend Lehrstellen, aber nicht genügend Lehrerinnen und Lehrer die diese besetzen können. Dies ist an immer mehr Schulen der Fall und schafft weitere Probleme. Der Regelunterricht kann gerade noch so abgedeckt werden, für Nachmittagsangebote bleibt jedoch kein Platz und Schulleitungen müssen täglich bangen, aufgrund von Krankheitsfällen den Unterricht an ihrer Schule nicht mehr abdecken zu können. Tritt dieser Fall ein, so bekommen das vor allem auch die Schülerinnen und Schüler zu spüren, bei denen sich der Lehrkräftemangel in Unterrichtsausfall oder meist schlechtem Vertretungsunterricht äußert.“, beschreibt Isa-Yael Roth, stellvertretende Landesschulsprecherin.
Da dieses Problem kein altes ist, steht die Landesschülervertretung auch der kürzlich getroffenen Aussage des CDU-Abgeordneten Armin Schwarz Abhilfe zu schaffen und im Doppelhaushalt 2018/19 weitere 90 Studienplätze für die Ausbildung von Haupt- und Realschullehrkräften zur Verfügung zu stellen, kritisch gegenüber. Zwar sei dies und auch der Hinweis, die Ausbildung von Haupt- und Realschullehrkräften um 400 zusätzliche Referendare in diesem und im kommenden Jahr zu erweitern, ein guter Anfang, doch weist die LSV auch darauf hin, dass dies lange noch nicht ausreiche, um die existenten Probleme auch nur im Ansatz zu lösen und Lehrkräfte und Schulleitungen ausreichend zu entlasten. „Um stattdessen mehr Entlastung zu schaffen und zu gewährleisten, dass Lehrerinnen und Lehrer nur diejenigen Aufgaben im Schulalltag übernehmen, für die sie auch ausgebildet wurden, müssen vor allem auch attraktivere Fortbildungsangebote für beispielsweise Schulsozial-oder Inklusionsarbeit geschaffen und die Bemühung der Lehrkräfte in diesen stärker honoriert werden. Denn nur wer das Gefühl hat, für seine Mühe und seinen Einsatz wertgeschätzt zu werden, der bleibt auch lange motiviert dabei und kann das Gelernte angemessen anwenden!“, gibt Pflume zu bedenken.